Eigenschaften von Fish-Eye-Objektiven
Sicherlich ist ein Fish-Eye kein Standardobjektiv, das man in den meisten Situationen mit gutem Erfolg benutzen kann. Es ist vielmehr ein Spezialobjektiv für ganz bestimmte Anwendungen. Und wenn man seine ganz speziellen Eigenschaften kennt und sie gezielt einzusetzen vermag, erhält man beeindruckende Bilder, die einen ganz besonderen Charme besitzen.
Verzeichnung von Fish-Eye-Objektiven
Das Augenfälligste an Fish-Eye-Objektiven ist nicht so sehr der riesengroße Bildwinkel sondern die extrem hohe tonnenförmige Verzeichnung. Gerade Linien, die sich nicht genau in der Mitte befinden, werden krumm abgebildet. Je weiter sie von der Bildmitte entfernt sind, desto stärker ist dieser Effekt. Für Portraitaufnahmen ist ein Fish-Eye-Objektiv absolut ungeeignet; es ergeben sich damit eher unfreiwillig komische Aufnahmen (Zerrspiegeleffekt). In den 70er Jahren verwendete man es oft für diesen billigen Effekt, wodurch fälschlicherweise das Fish-Eye sehr schnell als Objektiv verschrien war, mit dem man ausschließlich unsinnige Aufnahmen anfertigen kann.
Einsatz in der Praxis
Ein Fish-Eye-Objektiv ist und bleibt ein Spezialobjektiv. Es gibt Aufnahmesituationen, die geradezu nach dem Einsatz eines solchen Objektivs schreien.
Auch wenn man von Standard eigentlich nicht wirklich reden kann, gibt es doch einige öfter vorkommende Situationen, in denen man ein Fish-Eye nutzbringend einsetzen kann:
1. Aufnahmen in Räumen
Ideal ist ein Fish-Eye, wenn man - aus welchen Gründen auch immer - möglichst viel aufs Bild bringen muß. Als Überblick über beengte Räumlichkeiten gibt es - unter Inkaufnahme der tonnenförmigen Bildverzerrungen - keine bessere Möglichkeiten. Wenn man die Kamera absolut waagerecht ausrichtet und zudem exakt in halber Deckenhöhe aufstellt, fällt die unvermeidbare tonnenförmige Verzeichnung erstaunlich gering aus.
2. Landschaftsfotografie
Wenn man die Horizontlinie entgegen den Gestaltungsvorgaben des goldenen Schnitts exakt durch die Bildmitte laufen lässt, kann man mit ihm extremste Weitwinkelaufnahmen machen, ohne dass für den Betrachter ersichtlich ist, dass es sich um ein Fish-Eye handelt. Man muß lediglich dafür sorgen, dass im Bild und vor allem am Bildrand keine gekrümmten Linien vorhanden sind, die der Betrachter in Realität als gerade Linien kennt (wie Bäume, Gebäude, Masten etc.).
3. Dynamische Aufnahmen
Die spezielle Perspektive, die hohe Verzeichnung und die große Schärfentiefe kann man sehr gut für dynamisch wirkende Fotos nutzen, indem man sie als Stilmittel einsetzt. Schau dir am besten ein paar gute Fish-Eye-Aufnahmen sehr intensiv an und experimentiere ruhig ein wenig. Wie bei Superweitwinkelobjektiven ist es oft (aber nicht immer) sinnvoll, in die Hocke zu gehen oder sich sogar auf den Boden zu legen, um durch den im Nahbereich gross dargestellten Vordergrund den Eindruck der räumlichen Tiefe zu verstärken.
4. Erdkrümmung
Bei Aufnahmen von einem erhöhten Standort aus (z.B. Hochhaus) kann man dem Betrachter durch einen leicht gekrümmten Horizont den Eindruck der Erdkrümmung vermitteln. Um dies zu erreichen, muß man nur dafür sorgen, dass die Horizontlinie geringfügig oberhalb der Bildmitte zu liegen kommt. Auch hier muss man aufpassen, dass das Auge des Betrachters keine gekrümmten Linien vorfindet, die in der Realität gerade sind, um die Illusion nicht zu zerstören. Eigentlich ist die künstliche Erdkrümmung nur ein Effekt, und den sollte man nur sehr sparsam einsetzen.
Quelle:www.fotolaborinfo.de Bilderbeispiele: